Fluch oder Segen? – KI in Schule und Studium

In diesem Beitrag möchte ich ein Thema aufgreifen, das in vielen Haushalten diskutiert wird und in Zukunft noch mehr an Relevanz gewinnen wird. Nämlich ob Schüler und Studenten heutzutage nur noch mit KI lernen, oder ob sie auch zum selbstständigen Lernen fähig sind. Als Vater einer Studentin wurde ich kürzlich mit genau dieser Frage konfrontiert, die meine Tochter aus einem Tutorium ihrer Hochschule mitbrachte. Gemeinsam haben wir uns die Arbeitsergebnisse angesehen und über Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken beim Einsatz von KI im Studium gesprochen.

Die Rolle der KI im Bildungswesen

Zunächst einmal ist es wichtig zu betonen, dass Lehrer und Pädagogen nach wie vor großen Wert auf selbstständiges Lernen legen. Davon bin nicht nur ich überzeugt, das sieht auch unsere Tochter so. Die Fähigkeit, eigenständig zu denken und zu arbeiten, ist und bleibt ein zentraler Bestandteil des Bildungsauftrags. Dennoch können wir die Unterstützung durch KI-gestützte Tools nicht ignorieren. Ähnlich wie der Taschenrechner einst den Mathematikunterricht revolutionierte, bieten heute KI-Anwendungen wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity neue Möglichkeiten der Lernunterstützung.

Nutzung von KI im Studium

Die letzten Jahre hat die Nutzung von KI-Anwendungen unter Studierenden sprunghaft zugenommen. Besonders der Einsatz in textlastigen Bereichen erfreut sich einer hohen Beliebtheit, und schnell haben sich die Vorteile von KI-Nutzung in bestimmten Einsatzgebieten herumgesprochen.

  • Korrektur und stilistische Verbesserung selbst verfasster Texte
  • Unterstützung bei Literaturrecherchen
  • Hilfe bei Textzusammenfassungen

Dabei variiert die Nutzungsintensität je nach Studienrichtung. Ein Musikstudium stellt andere Anforderungen als ein naturwissenschaftliches Fach dar, und ein Jurastudium unterscheidet sich grundlegend von einem Medizinstudium. Dennoch werden KI-Anwendungen in jedem Studienbereich genutzt, wobei an die Fachschaft angepasste und individuell gestaltete GPTs eine besonders große Beliebtheit erfahren.

Chancen und Risiken

Die Vorteile der KI-Nutzung in der Schule und im Studium sind definitiv nicht von der Hand zu weisen. Sie kann die Effizienz steigern und bei repetitiven Aufgaben unterstützen. Dennoch birgt ein übermäßiger Einsatz von KI auch Risiken:

  • Abhängigkeit von Technologie
  • Vernachlässigung des eigenständigen Arbeitens
  • Schwierigkeiten, die richtige Balance zwischen KI-Nutzung und eigener Kompetenzentwicklung zu finden

Es wäre äußerst bedenklich, wenn künstliche Intelligenz sämtliche wesentlichen Aufgaben eines Studierenden übernähme – von der ersten Inspiration bis zur Fertigstellung der Abschlussarbeit. Studierende, die sich vollständig auf diese innovative Technologie stützen, begeben sich in ein Feld potenzieller Gefahren, deren Tragweite sie möglicherweise unterschätzen. Die fehlende eigenständige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff kann zu erheblichen Wissenslücken führen, die später nicht oder nur unzureichend aufgearbeitet werden können. Und die unkritische Übernahme von KI-generierten Inhalten birgt das Risiko, falsche oder ungenaue Informationen zu verarbeiten und weiterzugeben. Auch ein möglicher Integritätsverlust ist nicht zu unterschätzen, nämlich dann, wenn Studierende des akademischen Fehlverhaltens bezichtigt werden, da Leistungen als eigen ausgeben werden, die tatsächlich von KI stammen. Studierende, die einen Großteil ihrer akademischen Laufbahn in die Hände künstlicher Intelligenz legen, laufen Gefahr, am Ende ihres Studiums über kein fundiertes Fachwissen und tiefgreifendes Verständnis ihres Studienfachs zu verfügen. Dies könnte nicht nur ihre persönliche, berufliche Entwicklung beeinträchtigen, sondern auch weitreichende Folgen für die Qualität zukünftiger Fachkräfte haben.

Wie gehen Studierende damit um?

Ich habe mit meiner Tochter eine recht intensive und aufschlussreiche Diskussion über dieses Thema geführt. Sie und ihre Kommilitonen zeigen einen erfreulich reflektierten Umgang mit KI. Es wird klar unterschieden zwischen analogem und digitalem Lernen, man kennt die Vorteile klassischer Lernmethoden und schätzt diese sehr wohl. Künstliche Intelligenz im Studium wird lediglich als ein nützliches Werkzeug betrachtet und nicht als Ersatz für eigenständiges Denken. Dennoch wird sie wohldosiert und mit Augenmaß dort eingesetzt, wo es sinnvoll ist und der persönlichen Entwicklung nicht im Wege steht.

Fazit

KI im Studium ist weder Fluch noch Allheilmittel. Sie ist ein Werkzeug, das, richtig eingesetzt, das Lernen unterstützen und bereichern kann. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zu finden zwischen technologischer Unterstützung und der Entwicklung eigener Fähigkeiten. Schließlich bleibt es die Aufgabe der Studierenden, kritisch zu denken, sich intensiv mit dem Lehrstoff auseinanderzusetzen und sich sowohl fachlich als auch persönlich weiterzuentwickeln. Nur so können sie für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sein – mit oder ohne KI.

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